Wir haben’s getan! Wir bekommen wieder einen dritten Hund! Léon kommt zu uns, in sein neues Zuhause!
Jaa, ich weiß, ich habe es nicht vorgehabt und nein, ich will das hier nicht rechtfertigen. Vielleicht ist der Zeitpunkt diskutabel, aber auch da meine ich eher nein. Wir wollten nur nicht zu lange warten, damit der Altersunterschied von unseren beiden zu Léon nicht zu groß wird. Als Unik zu uns kam, war Paul bereits 10. Da war der Altersunterschied schon zu groß. Jetzt sind es um die vier Jahre zu Vigo und sechs Jahre zu Unik. Das wird dann mit dem jungen Léon ein tolles Rudel!
Léon kommt aus Spanien. Aber nicht von den Pyrenäen wie Unik und Vigo, sondern er kommt von Villena. Das ist ungefähr 50 km nordwestlich von Alicante. Er kommt wohl aus einer „Zucht“ und ist einfach übrig geblieben. Ob nun eine seriöse, sofern man das in diesem Fall überhaupt sagen kann, oder von einem Hundevermehrer, ist nicht bekannt. Übrige Hunde, die ein „Züchter“ nicht schnell genug verkaufen kann, werden in Spanien einfach abgegeben. Die kosten ja nur Futter!
Léon hatte bisschen Glück, wer weiß, was andere „Züchter“ in diesem Fall tun .. Er kam jedenfalls über das Tierheim vermittelt direkt zu einer Familie. Die hatten ein Haus mit Garten, aber keine Zeit für den Hund. Also geben sie ihn nach ein paar wenigen Wochen auch wieder ab. Wieder zu seinen Rettern zurück wurde er nun in eine Pflegestelle vermittelt, wo er gerade die ersten Benimmregeln erlernt. Mit Katzen auskommen, alleinebleiben für eine überschaubare Zeit. Und nun sind es noch sieben Wochen, bis er zu uns kommt. Der Termin steht bereits, es ist der 12. Januar im neuen Jahr. Der Treffpunkt ist wieder im Karlsruher Raum, und ich kann mir gut vorstelllen, dass wir wieder nachts um halb vier losfahren müssen, um den Transporter mit den Glücksfellen auf einem kalten und zugigen Parkplatz ein paar Kilometer von der Autobahn entfernt zu empfangen. Das wird ein spannendes Wochenende!
Léon ist im Mai dieses Jahres geboren und ist demzufolge momentan sechs Monate alt. Acht, wenn wir ihn abholen. Bisher, so steht es in seiner Beschreibung, ist er nicht kastriert. Das tun Tierschutzorganisationen gerne, denn sie wollen ja nicht noch mehr Hunde! Das unterstützen wir auch! Wenn die die Hunde kastrieren, die zwei, drei oder mehr Jahre alt sind, ist das mit etwas schmalen Lippen und ein Hin- und Herwippen des Kopfes hinnehmbar und nachvollziehbar.
Als wir heute mit Canis Pro, so der Name der Tierschutzorganisation, telefonierten, kam auch das Thema Kastration auf. Auch die freundliche Dame von Canis Pro ist der Auffassung, dass ein so junger Hund nicht kastriert werden soll, genau wie wir. Sie äußerte aber auch, dass sie aktuell nicht wisse, ob Léon kürzlich erst kastriert worden ist, sie müsse nachfragen. Und gleichzeitig den spanischen Tierschützern mitteilen, dass sie es nicht durchführen lassen sollen, wenn es nicht schon zu spät ist. Nun, wir stehen einer Kastration im Junghundalter von gerade einmal einem halben Jahr ablehnend gegenüber und halten diesen Eingriff für unverantwortlich. Ich weiß, die Amerikaner machen das mit drei, vier Monaten. Das ist unglaublich, wie dumm und arrogant die Menschheit sein kann! Übertrieben? Nein! Das kennen wir nur von der Viehzucht, damit das Fleisch keinen Geschmack annimmt.
Das Vieh lebt gar nicht so lange, dass dies eine Rolle spielen könnte. Der Hund schon. Und er lebt mit uns. Und wir haben da ein paar Vorstellungen, die einen kastrierten Hund nicht vorsehen. Hunde sind auch erst mal Kinder und dann werden sie zu Erwachsenen. Das wollen wir auch bei Léon so.
Wir möchten die seelische Entwicklung nicht künstlich stoppen, wir möchten eine möglichst natürliche Entwicklung. Erwachsene Hunde sind anders als Junghunde und werden noch einmal anders, wenn es alte Hunde werden. Ich beobachte gerne meine Hunde und wenn ich an meine bisherigen denke, dann kann ich minutiös aufzählen, was den einen vom anderen unterscheidet. In der Jugend, als Erwachsene und als alte Hunde. Bisschen Verhaltensforschung eben. Da schlägt mein Treffen und einwöchiges Wandern in den Beskiden wohl durch. Eric Zimen, der diese Wanderung veranstaltete, verstand sich gegen Ende seines Lebens eher als Verhaltensforscher, der den Menschen studiert. Ich bin schon beim Hund angelangt 😉
Natürlich gibt es wie immer Ausnahmen: Es liegt eine medizinische oder verhaltensbedingte Indikation für die Kastration vor. Paul hatte als 12-Jähriger einen Hodenkrebs, Sertoli, also ließen wir ihn kastrieren. Unter anderem dies ließ ihn fast noch vier Jahre leben und das sehen wir als Erfolg. Wenn Léon also keine Aggressionen gegenüber anderen unkastrierten Rüden entwickelt, wenn keine Krankheit es erfordert, würden wir ihn also bestenfalls sterilisieren lassen, wenn er eine oder gleich alle Hündinnen im Städtchen schwängerte. Und wir wollten auch gar nicht, dass sich unsere Hunde reproduzierten, obwohl wir ja die besten aller Hunde haben, die man auf dieser Welt kriegen kann ..
Vielleicht liest das noch jemand rechtzeitig. Vielleicht in Spanien ..